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Stufenakkorde Dur & Moll Übersicht (mit Tabelle)

  • Beitrags-Kategorie:Akkorde & Begleitung
  • Lesedauer:9 min Lesezeit

Was sind Stufenakkorde?

Akkorde können in Tonarten «eingeordnet» werden, ähnlich wie Farben in eine Farbpalette. Stufenakkorde können einer Dur- oder einer Moll-Tonart zugeordnet werden. Das Wissen über die Stufenakkorde einer Tonart hilft dir, Übersicht zu behalten und zu verstehen, wie Akkordfolgen funktionieren.

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So wie jede Tonart 7 eigene Töne hat, so hat sie auch 7 Akkorde, die ihr «eigen» sind. Wenn du diese Akkorde spielst, «transportieren» sie die Tonart, so wie die 7 Töne auch. Werden andere Töne oder andere Akkorde gespielt, als die Tonart-eigenen, entsteht der Eindruck einer Modulation (Tonartwechsel) oder die Melodie/Akkordfolge klingt «atonal», was soviel heisst wie «ohne klar erkennbare Tonart».

Wenn du z.B. in der Tonart C-Dur bist, sind die 7 Tonart-eigenen Töne C, D, E, F, G, A und B. Das sind am Klavier alle weissen Tasten. Wenn du auf jedem dieser Töne einen Dreiklang baust, kommst du auf die 7 Tonart-eigenen Akkorde C, Dm, Em, F, G, Am und B°. Dies sind die 7 Stufen-Akkorde der Tonart C-Dur.

Dieses Vorgehen kann nicht nur von C aus, sondern von allen 12 Tönen aus gemacht werden. Um dies zu veranschaulichen, setzen wir die 12 Halbtonschritte einer Oktave auf einen Frequenzstrahl, denn der tatsächliche Abstand zwischen den 12 Tönen ist in der heutigen Musik exakt gleich.

Frequenzstrahl wohltemperierte 12 Töne

Wenn wir jetzt die 7 Töne der C-Dur-Tonleiter hervorheben, bildet sich eine Art «Kamm», bei dem jede Spitze auf einen der 7 Töne zeigt. Die erste Spitze ganz links zeigt auf den Grundton (C).

Frequenzstrahl Töne und Stufenakkorde C-Dur

Das ist der Dur-Tonleiter-Kamm. Er bildet die Abstände der Töne in einer Dur-Tonleiter ab. Seine erste Spitze ist die Grundton-Spitze, die immer auf den Grundton zeigt. Um jetzt eine beliebige andere Tonart zu finden, kann der Kamm einfach parallel verschoben werden.

Wenn du ihn z.B. so verschiebst, dass die erste Spitze auf den Ton Es zeigt, dann ist der neue Grundton ein Es. Somit zeigen die 6 anderen Spitzen auf die 6 restlichen Töne der Es-Dur-Tonleiter.

Frequenzstrahl Tonleiter Stufenakkorde Es-Dur

Probier’s aus!

Wähle eine Tonart, um den Dur-Kamm zu verschieben:

image/svg+xml Dur-Tonleiter-Kamm Grundton c d e f g a b c d e f g a b

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Die Super-Powers der Stufenakkorde

Stufenakkorde ermöglichen eine Übersicht, die mit blossen Akkordbezeichnungen nicht möglich ist.

Beispiel: Du hast drei Lieder, von denen du dir die Akkorde merken willst:

Ohne Stufenakkorde hättest du dir 3 × 3 = 9 Akkorde in der richtigen Reihenfolge merken müssen. Mit Stufenakkorden findest du heraus, dass alle drei Lieder dieselben Stufen haben und du musst dir nur drei Stufen/Akkorde merken.

Wie funktionieren Stufenakkorde?

Der Dreiklang auf dem Grundton der Tonart ist die Stufe I. Der Dreiklang auf dem zweiten Ton der Tonleiter ist die Stufe II usw.

So ergeben sich z.B. in der Tonart C-Dur die Stufen:

Hier wurde also auf jedem Spitz des Dur-Tonleiter-Kamms ein Dreiklang gebildet.

Das Lied La Bamba ist in C-Dur. Die Akkorde C F und G sind also hier die Stufenakkorde I, IV und V. Die Akkordfolge dieses Lieds kann also auf zwei Arten beschrieben werden. Entweder du sagst «Die Akkordfolge ist C F G» oder du sagst «Die Akkordfolge ist I IV V in C-Dur». Die Aussagen sind gleichwertig, beide beschreiben die Akkordfolge C F G.

Der Vorteil der letzteren Beschreibung ist, dass du in jeder Tonart spielen kannst. La Bamba in Es-Dur? Kein Problem. Nimm einfach die Stufenakkorde I, IV und V von Es aus. D.h. bau je einen Dreiklang in der Es-Dur-Tonleiter auf dem ersten (I), dem vierten (IV) und dem fünften (V) Ton.

Twist and Shout hat auch die Stufenakkorde I, IV und V, einfach von D-Dur aus.

Stufenakkorde D-Dur Dur-Stufen

Und Time of Your Life auch, diesmal von G-Dur aus.

Stufenakkorde G-Dur Dur-Stufen

Stufenakkorde zählen: von Dur oder von Moll aus?

Eine Akkordfolge in einer Moll-Tonart kann auf zwei Arten in Stufenakkorde verwandelt werden: einmal von Dur und einmal von Moll aus. Wenn wir beispielsweise die Strofe von Adele’s Rolling in the Deep anschauen:

Am Em G Em G

Die Tonart ist A-Moll. Die Stufen von A-Moll aus wären dann:

I V VII V VII

Von Dur aus müsste C als Stufe 1 betrachtet werden, weil C-Dur die Paralleltonart ist von A-Moll – und damit denselben Tonvorrat hat. Dann wäre die Stufenfolge in C-Dur:

VI III V III V

Beide Varianten sind richtig und haben ihre Vorteile. Es ist zwar komisch, eine Akkordfolge auf die Tonart C-Dur zu beziehen, in der der C-Dur-Akkord gar nicht vorkommt. Wer aber mit den 7 Dur-Stufen gut vertraut ist, für den ist die Dur-Variante «lesbarer», weil man sich sofort ein Bild von der Akkordfolge machen kann und z.B. sofort weiss, welche Akkorde es in einer Tonart sind. Wenn ich VI III V sehe, weiss ich sofort, dass ich in C-Dur die Akkorde Am Em G spielen muss.

Was an dieser Stelle trotzdem Sinn macht, ist die Funktionen der einzelnen Stufen anzuerkennen. Die Akkorde Am und Em z.B. haben eine «Quintbeziehung» (Em ist die Quinte von Am) und diese ist in der Moll-Schreibweise sofort sichtbar: I V sieht nach einer Quint aus. In der Dur-Schreibweise ist das nicht der Fall.

Um die Notation noch klarer zu machen, kann in der Stufenschreibweise die Art der Akkorde mitberücksichtigt werden, indem für Dur-Akkorde grosse und für Moll-Akkorde kleine Ziffern benutzt werden. So wäre die Akkordfolge dann von A-Moll aus:

i v VII v VII

So ist es lesbarer, insbesondere für Menschen, die die Moll-Stufen noch nicht auswendig kennen.

Stufenakkorde Übersichts-Tabelle und Beispiel

Da es sich bei den Stufen um eine «relative» (vom Grundton abhängige) Sichtweise handelt, sind die Arten der Akkorde für die Stufen immer gleich. Die erste Stufe in Dur ist immer Dur, die zweite Stufe ist immer Moll usw. So können die Stufenakkorde folgendermassen in einer Tabellen-Übersicht zusammengefasst werden:

Stufenakkorde Übersicht Beispiele Septakkorde Dur

Genauso kann auch anstatt von der ersten Stufe, von der sechsten Stufe aus gezählt werden. Dann entsteht eine Tabelle mit den Stufenakkorden von Moll aus:

Stufenakkorde Übersicht Beispiele Septakkorde Moll

Wichtig: Der Inhalt beider Tabellen ist identisch. Es ist lediglich der Anfang der Stufen-Zählung, der sich unterscheidet.

Stufenakkorde aller 24 Tonarten – Spickzettel PDF

Wenn du Stufen lernst, ist es oft viel auf einmal. Vielleicht bist du dir nicht sicher, ob du die Akkorde richtig zusammengestellt hast. Für diesen Zweck habe ich für dich einen Spickzettel zusammengestellt: eine Übersicht aller Stufenakkorde aller 24 Tonarten, auf zwei A4-Seiten.

Achtung: Dieser Spickzettel ist mit Vorsicht zu geniessen! Der wahre Wert der Stufenakkorde besteht darin, dass du sie mit der Zeit auswendig weisst; dass sie bei dir alle so in den Fingern liegen, dass du sie in Stücken sofort erkennst. Wenn du die Stufenakkorde immer nur vom Spickzettel abliest, lernst du sie nie auswendig. Nutze ihn also wirklich nur als Spickzettel – zur Selbstkontrolle oder wenn du nicht mehr weiterkommst. Ich empfehle dir unbedingt den Aufbau jedes einzelnen Akkords selbst nachzuvollziehen, damit er dir in Erinnerung bleibt.

Du kannst hier das PDF direkt herunterladen:

Stufenakkorde Übersicht PDF

Spickzettel jetzt herunterladen

…und Stufenakkorde im Griff haben 💪

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Artemi

Als Klavierlehrer ist Artemi leidenschaftlich dabei, das Know-How um das freie Klavierspiel für alle Tastenbegeisterte frei zugänglich zu machen. Jede und jeder soll Klavier spielen lernen können – kostenfrei und unkompliziert. > mehr über Artemi

Dieser Beitrag hat 17 Kommentare

  1. Reik Vogel

    Hallo Artemi. In der Moll-Tonleiter sollte die V. Stufe ein Dur-Akkord sein, denn es braucht einen Leitton, der zur I. Stufe auflöst.

    1. Artemi

      Ja, in harmonisch Moll ist das so. Wir schauen in diesem Artikel aber nur die natürlich-Moll-Tonleiter an, da ist die fünfte Stufe Moll und die Auflösung von V auf I dementsprechend schwach. Mit einem Dur-Akkord auf der fünften Stufe wäre die Auflösung tatsächlich viel spannender aufgrund des Leittons.

  2. peter

    Diese Seite gefällt mir sehr gut . Gut erklärt für Autodidakten . Vielen Dank !

  3. Michael Kalde

    Hallo Artemi!
    Gleich die naive Frage als Einstieg: Warum ist der zweite Stufenakkord bei einer C-Dur Tonleiter ein Moll, also d-Moll und kein Dur? Weil hier dann ein fis dabei sein müsste, was es in C-Dur nicht gibt von Natur aus? Das gleiche bezieht sich auf e, die III.
    Liebe Grüße, Michael

    1. Artemi

      Ganz genau! 100% korrekt 😉

  4. Christel Prausner

    Lieber Artemi,
    danke für Deine anschaulichen Beiträge, Sie haben mir als Autodidakt sehr geholfen. Besonders hilfreich fand ich den zweifarbigen Tastenfinder.
    Damit habe ich nun leider ein Problem: er ist mir abhanden gekommen und er fehlt mir sehr bei meinen Übungen als Nachschlagewerk. Der Versuch ihn bei Dir noch einmal als PDF anzufordern, gelingt mir nicht. Es wird mir zwar bestätigt, dass die PDF an mich herausgegangen ist, sie ist aber trotz wiederholter Versuche nicht angekommen.
    Nun möchte ich diesen Tastenfinder gern noch einmal bei Dir erwerben. Ist das möglich und was muss ich tun?
    Danke für Deine Mühe und
    liebe Grüße Christel

    1. Artemi

      Ich schick es dir nochmal, kein Problem.

  5. franz

    Könnte ich deine ausführungen und Übungen auf jedes Instrument umlegen? (Gitarre,Harmonika,Steelgitarre…)

  6. Tangun

    Hallo,
    sehr gut erklärt. So langsam komm ich dahinter? Verständnisfrage: Warum heißt bei D Dur der Fünfte Ton B in der Stufentonleiter und nicht Bm? Danke.

    1. Artemi

      Oops, das war ein Fehler. Ist korrigiert, danke für den Hinweis!

  7. Anuar

    Danke fürs teilen! Zu septakkorde: oft sehe ich anstelle eines 4klangs das auslassen entweder der quint oder des grundtones. Wann mache ich den was?
    Anuar

    1. Artemi

      Dur7-Akkorde werden meist genutzt, um eine Spannung zu erzeugen (die danach aufgelöst werden kann, siehe "Quintfall Auflösung"). Diese Spannung besteht vor allem im Tritonus, der im Septakkord drin ist. Der Tritonus ist ein Intervall, d.h. ein Abstand zwischen zwei Tönen und zwar sind es drei Ganztöne (d.h. 6 Halbtöne), z.B. der Abstand vom F zum H. Dieses Interval ist das charakteristische am Septakkord. Im Septakkord ist der Tritonus zwischen der Terz und der Septime zu finden, z.B. im G7-Akkord zwischen den Tönen H (Terz des G-Dur-Dreiklangs) und F (kleine Septime von G aus). Die wichtigsten zwei Töne des G7 sind somit H und F und die anderen können weggelassen werden, ohne dass die charakteristische Spannung kaputtgeht.

  8. Axel

    Stufe VI der C-Dur-Stufenleiter müsste doch mit "Am" beschriftet sein, oder? Da steht aber nur "A".

    1. Artemi

      Korrekt! Danke. Hab’s korrigiert.

  9. Andy

    Lieber Artemi,

    vielen Dank für Deine Blogbeiträge. Hierzu habe ich auch eine Frage.
    Wie kennzeichnet man am besten schnell lesbar eine Akkordfolge indem in der C-Dur Lage mal ein D-Dur oder D-Dur7 vorkommt oder eben ein E-Dur oder E7? Ooooder ein A-Dur oder A7? Also wenn statt auf den Stufen I-VII auf den Moll-Stufen Dur Stufen gespielt werden sollen? Oder bestimmte Töne mit der linken Hand gespielt werden, die garnicht zur "normalen" – in dem Fall – C-Dur Tonleiter passen? Wie kennzeichne ich diese mit der Stufentechnik?

    1. Artemi

      Lieber Andy

      Es gibt auf diese Frage zwei Antworten:

      1. Du kannst einfach die Konvention nutzen, die Moll-Akkorde mit kleinen römischen Zahlen beschreibt und Dur mit grossen. So hast du dann z.B. für C D7 G7 C die Notation I II7 V7 I, so wie du für C Dm7 G7 C dann I ii7 V7 I hättest.

      2. Die Stufen bezeichnen eine Funktion, d.h. es kommt drauf an, in welchem Kontext diese Akkorde vorkommen. Im Beispiel von C D7 G7 C ist D7 ein Ersatz für Dm7, um mehr Spannung aufzubauen, die auf einen G7 aufgelöst wird. Das ist so weil ein Septakkord eine stärkere Quintfallauflösung gibt als ein Mollakkord. Hier könnte man sagen, dass der D7 nicht die II von C-Dur ist, sondern die V von G-Dur. So hättest du dann C = I, D = V von G, G = V von C.

      Beide Varianten sind auf ihre Art sinnvoll und richtig.

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