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Tonarten und Akkorde – das ist der Zusammenhang

Tonarten und Akkorde sind wie Rezepte und Zutaten: Verschiedenste Zutaten kommen in verschiedensten Rezepten in unterschiedlicher Zusammensetzung vor. Der Akkord G-Dur kommt zum Beispiel in den Tonarten C-Dur, G-Dur, D-Dur und auch A-Moll, E-Moll und H-Moll vor. Zudem ist es etwa wie beim Salat: Man weiss nicht ob damit die Zutat oder das Gericht gemeint ist. So kann die Bezeichnung «E-Dur» oder «Gis-Moll» beides meinen – eine Tonart oder einen Akkord.

Was sind Tonarten?

Eine Tonart ist ein Set aus 7 verschiedenen Tönen, eine Art «Tonvorrat». Es gibt in westlichen tonalen System zwar 12 unterschiedliche Töne, aber in seltensten Fällen werden alle 12 innerhalb eines Stücks gebraucht (siehe 12-Ton-Musik). In der Regel kommen in einem Stück nur 7 unterschiedliche Töne vor. Welche dieser 7 Töne es genau sind, gibt die Tonart des Stückes vor.

Ist die Tonart z.B. C-Dur, dann kommen die Töne C, D, E, F, G, A und H vor – die weissen Tasten:

Tonart C-Dur

Ist die Tonart hingegen z.B. D-Dur, dann kommen die Töne F und C nicht vor. Stattdessen kommt ein Fis und ein Cis vor:

Tonart D-Dur

Wichtig ist hier, dass wir nur von Tönen einer Oktave sprechen. Das Klavier hat zwar in der Regel 88 Tasten – und damit 88 unterschiedliche Töne. Diese Töne wiederholen sich jedoch in Oktaven-Abschnitten. Jeder der 12 unterschiedlichen Töne kommt auf dem Klavier 7 mal vor, wie hier z.B. der Ton A:

Klaviertasten in 7 Oktaven

Es gibt gesamthaft 12 Dur-Tonarten und 12 Moll-Tonarten, wobei immer eine Dur- und eine Moll-Tonart zusammengehören.

Lerne mehr über Tonarten:

Tonarten und Vorzeichen – wofür sind sie gut?

Tonarten erkennen – so kannst du jede Tonart bestimmen

Was sind Akkorde?

Ein Akkord ist auch eine Art «Tonvorrat», d.h. eine Kombination aus mehreren Tönen. Jedoch sind es bei einem Akkord selten 7 Töne, sondern meistens 3–5 Töne, die dazu gehören.

Akkorde, die (wie Tonarten) mit Ton + Dur/Moll bezeichnet werden – wie z.B. A-Dur, Es-Moll, D-Moll etc. – bestehen aus drei Tönen. Deswegen nennt man sie auch Dreiklänge. Davon gibt es deswegen auch zwei mal zwölf: 12 Dur- und 12 Moll-Dreiklänge. Alle anderen Akkorde, die mehr als 3 Töne haben, sind Erweiterungen dieser Dreiklänge.

Lerne mehr über Akkorde:

Akkorde lernen in 7 Schritten (Übersichtsartikel)

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Jede Tonart hat 7 Akkorde

Da jede Tonart aus 7 Tönen besteht und man auf jedem dieser 7 Töne einen Dreiklang aufbauen kann, ergeben sich pro Tonart 7 dazugehörige Akkorde. Man spricht von den 7 «Stufen» der Tonart und nennt diese Akkorde Stufenakkorde.

In der Tonart C-Dur z.B. kommen auf den 7 Tönen C, D, E, F, G, A und H die folgenden Akkorde vor:

  • C-Dur,
  • D-Moll,
  • E-Moll,
  • F-Dur,
  • G-Dur,
  • A-Moll und
  • H-vermindert

Lerne mehr über Stufenakkorde:

Stufenakkorde Übersicht

Ausnahmen machen die Musik würziger

Sehr viele Stücke in diversen Musikgenres sind nach den Regeln der Tonart komponiert: Es kommen nur die 7 Stufenakkorde der entsprechenden Tonart darin vor und keine weiteren Akkorde.

Das Stück Let It Be von den Beatles ist in C-Dur und besteht tatsächlich genau aus den oben aufgezählten, zur Tonart C-Dur zugeordneten, Akkorden vor.

Dies ist jedoch keine allgemein gültige Regel. Du kannst auch einen «tonartfremden» Akkord nutzen, ohne das Stück zu zerstören. Oft wird das Stück sogar genau dadurch spannend, dass ein «unerwarteter» Akkord vorkommt. Es ist jedoch eine Kunst, die Balance zwischen den «langweiligen» Stufenakkorden der Tonart und den «wilden» tonartfremden Akkorden zu behalten. Meistens wird nur ein einzelner üblicher Akkord durch einen Fremdling ausgetauscht und alle anderen Akkorde bleiben der Tonart treu.

Die Strofe des Lieds Morning Has Broken von Cat Stevens ist auch in C-Dur und hat auch all die erwähnten C-Dur-Akkorde, jedoch kommt einmal kurz ein D-Dur-Akkord vor. Dieser gehört zwar nicht in die Tonart, aber er macht einen schönen Übergang zum darauf folgenden G-Dur-Akkord und er kommt als einziger Fremdling und nur ganz kurz vor. Das scheint die natürliche «Ordnung» der Akkorde in der vorherrschenden Tonart C-Dur nicht zu stören.

Wie beim Kochen: Du kannst eine Minestrone auch mit Curry würzen, solange die klassischen Zutaten die Gemüsebrühe, Nudeln, Bohnen und Gemüse nach wie vor erkennbar sind. So wie die Mehrheit der Zutaten die Wieder-Erkennbarkeit eines Gerichtes bestimmt, so bestimmt die Mehrheit der in einem Stück vorkommenden Akkorde die Wieder-Erkennbarkeit der Tonart.

Tonarten und Akkorde im Quintenzirkel

Der Zusammenhang der Akkorde und der Tonarten ergibt sich also aus der Frage: «In welcher Tonart kommen welche Akkorde vor?». Will man diese Zuordnung visuell darstellen, so eignet sich dazu am besten der Quintenzirkel. Im Quintenzirkel hast du alle 24 Tonarten kreisförmig dargestellt und du kannst gleichzeitig alle Moll- und Dur-Akkorde ablesen, die in diesen Tonarten jeweils vorkommen.

Wie das geht, kannst du in diesem Artikel nachlesen:

Quintenzirkel-Tricks

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Artemi

Als Klavierlehrer ist Artemi leidenschaftlich dabei, das Know-How um das freie Klavierspiel für alle Tastenbegeisterte frei zugänglich zu machen. Jede und jeder soll Klavier spielen lernen können – kostenfrei und unkompliziert. > mehr über Artemi

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Sandra Kumpfmüller

    Hallo Artemi,
    danke für die guten Erklärungen, Beispiele und Tipps.
    Liebe Grüße
    Sandra

  2. Regina

    Hallo Artemi,
    vielen Dank für deine Email, in der ich wieder einiges entdeckt habe,
    was ich ausprobieren will.
    Deine Tipps bringen mich immer ein Stück weiter.
    Liebe Grüße
    Regina

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