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Musikalische Intervalle und ihre Halbtonschritte (mit Tabelle)

  • Beitrags-Kategorie:Akkorde & Begleitung
  • Lesedauer:7 min Lesezeit

In der Musik gibt es die sogenannten Intervalle – Abstände zwischen zwei Tönen. Intervalle können in Halbtonschritten gemessen werden, oder anhand von Stufen einer Tonart. Zur Intervall-Bestimmung hast du damit zwei Methoden: die absolute (Halbtonschritte abzählen) und die relative (Stufen der Tonart abzählen).

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Intervalle auf dem Klavier – eine Übersicht

Da es 12 verschiedene Töne gibt, gibt es innerhalb einer Oktave 12 verschiedene Intervalle. Aus solchen Intervallen setzen sich dann Akkorde und Tonleitern zusammen.

Über die Oktave hinaus werden Intervalle meist bis zur Tredezime (13) gezählt und nicht weiter. Das liegt daran, dass für 99.99% der existierenden Akkorde diese Intervalle ausreichen (die restlichen 0.01% findest du hier).

Musikalische Intervalle und ihre Bezeichnungen

Der Klang der Intervalle

Der Charakter der Akkorde, der Tonleitern und damit der Musik allgemein, wird durch den Charakter der benutzten Intervalle bestimmt. Es gibt wohlklingende (konsonante) und weniger wohlklingende (dissonante) Intervalle.

Ein Teil der Wahrnehmung bleibt hierbei subjektiv: Ein stereotypisch strenger Klassiker wird z.B. eine grosse Septime als sehr dissonant bezeichnen, während ein alter Jazzer sie einfach nur schön finden würde.

Dennoch gibt es eine Wertung der Intervalle, die universell zu sein scheint. So klingen z.B. für die allermeisten Ohren grosse Terzen fröhlich und feierlich.

Alle Intervalle und Halbtonschritte: Tabelle

In der folgenden Tabelle sind alle gebräuchlichen Intervalle – inklusive Halbtonschritte (HTS), die du brauchst, um alle Akkorde und Tonleitern bilden und nachvollziehen zu können.

Name(n) Schreibweise Anzahl HTS Bsp. von C aus Klingt… Komplementär *
Prime, gleicher Ton 1 0 C & C wie ein Ton Oktave
Kleine Sekund, Halbton ♭2 1 C & D♭ sehr dissonant Grosse Sept
Grosse Sekund, Ganzton 2 2 C & D eher dissonant Kleine Sept
Kleine Terz ♭3 3 C & E♭ melancholisch Grosse Sext
Grosse Terz 3 4 C & E feierlich Kleine Sext
Quart(e) 4 5 C & F rein, scharf Quint
Übermässige Quart, verminderte Quint, Tritonus ♯4 oder ♭5 6 C & G♭ Spannung Tritonus
Quint(e) 5 7 C & G rein, scharf Quart
Erhöhte Quint, kleine Sext ♯5 oder ♭6 8 C & A♭ Terz-ähnlich, luftiger Grosse Terz
Sext 6 9 C & A Terz-ähnlich, luftiger Kleine Terz
Kleine Sept(ime) ♭7 10 C & B♭ eher dissonant Grosse Sekund
Grosse Sept(ime) 7 11 C & B dissonant Kleine Sekund
Oktave 8 12 C & C rein, klar Prime

* Das Komplementär-Intervall ist jeweils das zugehörige «Anti-Intervall», das zur Oktave ergänzt. So addieren sich z.B. die Quint (7 Halbtonschritte) und die Quart (5 Halbtonschritte) zur Oktave (7+5=12 Halbtonschritte). Ein Sprung um ein Intervall nach oben ist wie ein Sprung um das zugehörige Komplementär-Intervall nach unten. Klein ergänzt sich dabei immer mit gross: kleine Terz + grosse Sext, grosse Terz + kleine Sext, kleine Sekund + grosse Sept etc.

Beispiel: Von C aus ist die grosse Terz ein E. Von E aus ist die kleine Sext wieder ein C. So ergibt sich mathematisch ausgedrückt: grosse Terz + kleine Sext = Oktave.

Komplementär-Intervall Beispiel

Erweiterte Intervalle

Name(n) Schreibweise Anz. HTS selber Ton wie
Verminderte None ♭9 13 ♭2
None 9 14 2
Erhöhte None ♯9 15 ♭3
Dezime -10 16 3
Undezime 11 17 4
Erhöhte Undezime ♯11 18 ♯4 oder ♭5
Duodezime -12 19 5
Verminderte Tredezime ♭13 20 ♯5 oder ♭6
Tredezime 13 21 6

Über die Oktave hinaus klingen die Intervalle sehr ähnlich, wenn auch grundsätzlich etwas «luftiger». Die None klingt also ähnlich wie die Sekunde, die Dezime ähnlich wie die Terz etc.

Intervalle nach Halbtonschritten bestimmen

Du kannst Intervalle erkennen sowie selbst bauen, indem du nach der Tabelle oben Halbtonschritte abzählst:

  1. Fange bei einem Ton an, z.B. bei einem A
  2. Wähle ein Intervall, z.B. eine grosse Terz
  3. Schau die Anzahl Halbtonschritte nach – 4
  4. Zähle die Schritte, die du machst: 1=A#, 2=H, 3=C, 4=C#
    → Somit ist A+C# eine grosse Terz

Du brauchst die Tablle nicht unbedingt immer dabei zu haben, du kannst dir einfach die wichtigsten Zahlen merken:

  • Terzen sind 3 oder 4 Halbtonschritte.
  • Quarte und Quinte sind 5 resp. 7 Halbtonschritte.
  • Sekunden liegen gerade über dem Grundton.
  • Septimen liegen gerade unterhalb des Grundtons.
  • Sexten liegen zwischen Quint und Septime.

Intervalle nach Stufen bestimmen

Ihre Namen haben die Intervalle ausgehend von der Dur-Tonleiter. Die Dur-Tonleiter besteht somit aus:

  • dem Grundton (1)
  • der grossen Sekunde (2)
  • der grossen Terz (3)
  • der reinen Quarte (4)
  • der reinen Quinte (5)
  • der grossen Sext (6)
  • der grossen Septime (7)

Du hast also alle grossen/reinen Intervalle in der Dur-Tonleiter drin. Das kannst du die wie folgt zunutze machen. Wenn du ein Intervall suchst oder bestimmst:

  1. Spiele zuerst eine Dur-Tonleiter auf dem Grundton.
  2. Zähle dann die Tonleiter-Stufen bis zu dem gesuchten Intervall. Wichtig: Grundton mitzählen!
  3. Wenn du ein kleines/vermindertes/erhöhtes Intervall suchst, gehe vom reinen/grossen Intervall aus und ändere es um einen Halbtonschritt ab.

Beispiel 1: Suche eine kleine Sext von A aus.

  1. Die A-Dur-Tonleiter hat die Töne A, H, C#, D, E, F# und G#
    d.h. in der Intervalschreibweise A=1, H=2, C#=3, D=4, E=5, F#=6 und G#=7
  2. Die Sext ist der sechste Ton, somit ist die grosse Sext (6) ein F#.
  3. Die kleine Sext (♭6) liegt einen Halbtonschritt darunter → ein F.

Beispiel 2: Welches Intervall ist F zu B?

  1. Die F-Dur-Tonleiter hat die Töne F, G, A, B, C, D und E.
  2. B ist der vierte Ton in der Tonleiter, also ist F zu B eine Quart.

 

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Artemi

Als Klavierlehrer ist Artemi leidenschaftlich dabei, das Know-How um das freie Klavierspiel für alle Tastenbegeisterte frei zugänglich zu machen. Jede und jeder soll Klavier spielen lernen können – kostenfrei und unkompliziert. > mehr über Artemi

Dieser Beitrag hat 14 Kommentare

  1. Sebastian

    Hallo! Ich habe gelernt, dass sich das Intervall immer vom Ausgangston aus bestimmt. Z.B. C zu Dis = eine übermäßige Sekunde und keine kleine Terz auch wenn das Intervall gleich klingt.

    Worauf ich bisher keine Antwort gefunden habe, ist die Frage wie es sich bspw. bei Ces zu Dis verhält? Klanglich eine große Terz, aber müsste das Intervall nicht anders
    heißen und, wenn ja, wie?

    Vielen Dank und viele Grüße
    Sebastian

    1. Artemi

      Lieber Sebastian

      Es gibt in der Musik kein richtig und falsch. Aber es gibt Kontext 🙂 Wenn du nicht im Kontext einer Tonart bist, sondern nur den Abstand zwischen zwei Tönen messen willst, dann ist es egal ob du 3 Halbtonschritte als kleine Terz oder übermässige Sekunde bezeichnest. Wenn du hingegen in einer Tonart bist und es um ganz bestimmte Töne geht, dann kannst du das Intervall anhand der Vorzeichen der Tonart bzw. anhand den fürs Notieren notwendigen Versetzungszeichen rausfinden.

      Beispiel C und D#: In C-Dur oder C-Moll (drei b's) wäre C->D eine Sekunde (Töne C und D sind beide ohne Vorzeichen) und somit ist C->D# eine übermässige Sekunde.

      Beispiel von Cb zu D#: Der Ton Cb kommt zum Beispiel in der Tonart Ges-Dur (6 b's), dort ist das D normal schon nach unten versetzt also ein Db. Der natürliche Abstand von Cb zu Db ist ein Ganzton, also eine reine Sekunde. Wenn du aus dem Db ein D# machst, sind das zwei zusätzliche Halbtonschritte, aber die Notenköpfe sitzen immer noch auf den selben Plätzen wie bei Cb und Db! Das heisst wir haben immer noch eine Sekunde. Das Interval ist also in diesem Kontext eine doppelt übermässige Sekunde.

      Hoffe das hilft 🙂

  2. Jessica

    Danke für die umfangreiche Erklärung. Nun meine Frage: Beim zweiten Beispiel steht, dass der 4. Ton der F-Dur Tonleiter ein B ist. Ist es nicht aber ein Bb? Da habe ich ein Verständnisproblem. Danke für die Hilfe im Voraus.

    1. Artemi

      Liebe Jessica
      Das ist die ewige B/H-Diskussion, aus der es bisher leider noch keinen Ausweg gibt. Der vierte Ton in F-Dur ist eine schwarze Taste. Auf deutsch heisst sie "B" (ausgesprochen "beh") und auf englisch "Bb" (ausgesprochen "bih flät"). Solche Missverständnisse sind leider kaum vermeidbar…

      1. Steffi

        wie wird in h-moll im Bassschlüssel gezählt?
        z.B. von h zu e? abwärts
        oder von g zu cis? abeärts

        1. Artemi

          Du kannst egal in welcher Tonart immer die Halbtonschritte zählen: von h zu e abwärts sind es h->b->a->as->g->ges->f->e = 7 HTS (jeder Pfeil ist ein Halbtonschritt). Von g zu cis: g->ges->f->e->es->d->cis = 6 HTS. Beantwortet das deine Frage?

  3. Regina Hatwagner

    Hallo,
    also, muss man nur die Vorzeichen mitzählen, die innerhalb der Tonleiter sind? Ich habe geglaubt, dass man alle HT-Schritte vom Grundton zählen muss.
    Danke.

    1. Artemi

      Liebe Regina
      Es gibt beide Zählweisen. Du zählst entweder im Tonleiter-System von 1 bis 7 oder im chromatischen System von 1 bis max 12. HT-Schritte werden in 99% der Fälle unabhängig von Vorzeichen gezählt. Vielleicht musst du deine Frage nochmal konkreter stellen: Auf welchen Teil des Artikels beziehst du dich? Wie hast du genau HT-Schritte vom Grundton aus gezählt und wofür?
      Grüsse, Artemi

  4. Josef

    Bekanntlich gibt es eine harmonische und eine temperierte Stimmung. Bei der harmonischen haben die Intervalle ein Verhältnis von ganzzahligen Brüchen. (z. B die Quint 3/2) Daher ergeben sich in jeder Tonart minimal andere Töne. Diese könnte ein Geiger spielen, das geht aber nicht am Klavier. Daher hat ein gescheiter Kopf die temperierte Stimmung erfunden. Dabei wird vorausgesetzt, dass die Schwingungsverhältnisse einer Tonart eine geometrische Reihe sind. Weil die Oktave ein Schwingungsverhältnis zur Tonika von 2 haben muss, ergibt sich daher der Multiplikator von der zwölften Wurzel aus 2!
    Nun ist ein Wunder Natur, dass die Differenzen zwischen diesen beiden Stimmungen so gering ist, dass es der Durchschnittsmensch nicht hört. So hat die Quint harmonisch ein Schwingungsverhältnis von 3/2, das ist dezimal 1,5 und die temperierte hat ein Schwingungsverhältnis von 1,4983. Nur dadurch ist es möglich dass ein Orchester angenehm klingend zusammen spielen kann.

  5. Anu

    Danke für deine Seite und dein Engagement, deine Lernupdates und deine steten Antworten auf Fragen! Lerne viel von Dir !

  6. Joga

    Frage:
    Warum spricht man: übermässige Quart, verminderte/erhöhte Quint und nicht wie bei Sekund, Terz. Sext und Septim von klein/gr0ß?

    1. Artemi

      Quinten, Quarten und Oktaven gibt es nicht in zweifacher Ausführung (gross/klein), sondern einfach in «rein» oder dann halt vermindert/übermässig.

  7. TinaLiz

    Gerade eben diese Seite entdeckt. Anders als alles was ich bisher gelesen habe zu diversen Themen – Danke!

  8. Markus Weigelt

    Danke für diese sehr anschauliche Erklärung!

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