Vierklänge bestimmen – wie geht das? Wie weisst du, welcher Vierklang gerade gespielt wird oder in den Noten abgebildet ist? Wie kannst du selbst Vierklänge bilden und dabei mit Sicherheit die richtigen Töne treffen? Zu allen diesen Fragen findest du in diesem Artikel die entsprechende Erklärung. Los geht’s!
Was sind Vierklänge? Wie entsteht ein Vierklang?
Vierklänge sind Akkorde, die aus vier verschiedenen Tönen bestehen. Unsere Ohren nehmen Akkorde bzw. Harmonien als Interval-Kombinationen wahr. Es sind also die Abstände zwischen den einzelnen vier Tönen, die den Vierklang ausmachen.
Von der Theorie her sind Vierklänge immer um einen Ton erweiterte Dreiklänge. Und da es verschiedene Dreiklänge gibt und verschiedene Erweiterungen, gibt es auch viele Kombinationen und deswegen einiges an Vierklängen.
Exkurs: Theoretisch gäbe es von jedem der 12 Töne aus genau 11 ⨉ 10 ⨉ 9 = 990 verschiedene Arten von Vierklängen. Glücklicherweise sind es in Realität nur 20. Das hat damit zu tun, dass die allermeisten dieser theoretischen Vierklänge entweder Cluster sind (und sch***** klingen) oder Verwechslungen anderer Akkorde sind.
Welche Vierklänge gibt es?
Dreiklang-Typen gibt es genau genommen 7. Die bekanntesten davon sind Dur und Moll. Die weniger bekannten sind sus2, sus4, vermindert und übermässig.
Der am wenigsten weit verbreitete ist der Dur-b5 Dreiklang, den ich hier nur vollständigkeitshalber aufführe. Der Dur-b5 Dreiklang ist in der Pop-, Folk- und Rock-Musik sowie in der Klassik praktisch unauffindbar. Im Jazz und in der Filmmusik existiert er durchaus.
Die anderen 6 Dreiklänge gibt es in der Pop-Musik haufenweise, deswegen lohnt es sich alle diese Dreiklang-Typen zu kennen. Siehe dazu meinen Blogbeitrag über die 6 Dreiklang-Typen.
Diese 7 Dreiklang-Typen werden durch einen vierten Ton – eine Erweiterung (engl. Extention) zum Vierklang ergänzt. Es gibt dabei 5 verschiedene Erweiterungen: Sext (6), Sept (7), grosse Sept («major seven»), Sekunde und Quarte.
Exkurs: Jetzt würden sich mit 7 Dreiklang-Typen und 5 Extensions theoretisch 7 ⨉ 5 = 75 Akkorde ergeben. Doch davon sind zwei nicht möglich (weil ein gleicher Ton zweimal vorkommen würde und der Vierklang damit nur ein Dreiklang wäre), einer erzeugt einen Cluster und ganze 12 sind Umkehrungen anderer Akkorde.
Damit bleiben 20 verschiedene Vierklang-Typen, die in der folgenden Tabelle übersichtshalber in fetter Schrift abgedruckt sind. Die weiss umrandeten sind die 7 gängigsten Vierklänge: m(add9), add9, maj7, m7b5, m7, 7 und 6. Die 5 Extensions bilden die Zeilen und die 7 Dreiklang-Typen die Spalten der Tabelle. Viele dieser Akkorde haben unterschiedliche Bezeichnungen, die ich hier auch aufgeführt habe, damit du jeden noch-so-fremd-aussehenden Akkord leicht findest.
Vierklänge bestimmen lernen
Um einen Vierklang zu bestimmen, musst du zuerst herausfinden, um welche vier Töne es sich handelt. Oft sind diese Töne über die Klaviatur verstreut und kommen z.T. auch mehrmals vor. Deine Aufgabe ist zuerst immer, den Vierklang in seine Grundstellung zu bringen. Das machst du in zwei Schritten:
- zuerst die vier Töne möglichst nahe zueinander bringen, dabei mehrmals vorkommende Töne auf nur einen Ton reduzieren
- dann die passende Umkehrung suchen (d.h. einzelne Töne um eine Oktave verschieben), sodass der Dreiklang erkennbar wird und der vierte Ton – die Erweiterung – zuoberst liegt.
Vierklänge bestimmen über Muster
Du kannst gewisse Vierklänge über Muster erkennen. Wenn du z.B. von einem Dur-Dreiklang ausgehst, dann sehen die 5 verschiedenen Extensions folgendermassen aus:
Vierklänge bestimmen über Intervalle
Sobald du die Grundstellung des Akkords gefunden hast, kannst du den Akkord bestimmen. Der unterste Ton ist immer der Grundton des Akkords. Er gibt dem Akkord den Namen. Der zweite und der dritte Ton bilden den Dreiklang und machen den Akkord zu einem Dur, einem Moll, einem sus4 etc. Der vierte Ton ist die Extension.
Vierklänge bestimmen über Tonarten
Du kannst die Abstände noch einfacher ablesen, wenn du die Tonarten kennst. Denn die Zahlen orientieren sich immer an der entsprechenden Dur-Tonleiter.
Beispiel: Folgender Akkord hat den Grundton G:
Ich weiss, dass die Tonart G-Dur aus den Tönen G, A, B, C, D, E und F# besteht:
Zweites Beispiel: Ein Akkord vom Grundton A aus:
Also ist mein Akkord, bestehend aus A-C-Eb-G ein Am7b5 mit den Intervallen 1-b3-b5-b7. Diesen Akkord nennt man halbvermindert.
Vierklänge selbst bilden
Du kannst dieses Vorgehen auch umgekehrt benutzen, um selbst eigene Vierklänge zu bilden. Du schaust einfach nach, welche Intervalle du benötigst und baust sie vom frei gewählten Grundton aus auf.
Um beispielsweise einen F#7 zu bilden, brauchst du von F# aus laut Tabelle 1–3–5–b7.
Hast du Fragen? Gibt es einen Akkord, den du nicht verstehst? Schreib einen Kommentar – Ich helfe dir gerne.
der E7sus ist ein E7sus4
Das ist derselbe Akkord, sus oder sus4 hat dieselbe Bedeutung. Es sind einfach zwei Schreibweisen für dasselbe.
Liebe Experten,
der Beethoven-Akkord (in englischer Schreibweise G3-C4-D4-F#4 wäre nach Ihrer Anleitung ein G 1-2 4 5 Akkord, nach Ihrer Tabelle ein Gsus2/4.
Mein Musescore 3 erzeugt daraus aufgelöst eine Tonfolge ohne das F#4.
Was ist da falsch? Wo steckt der Fehler? Was ist des Rätsels Lösung?
Ich freue mich auf Ihren Expertentipp.
Vielen Dank und schöne Grüße aus Dresden
Dr. Saeltzer
Lieber Dr. Saeltzer
Der Akkord aus den Tönen G C D und F# ist ein D11-Akkord. D ist der Grundton, F# die Dur-Terz (D+F# = D-Dur-Akkord), C ist die kleine 7 (D+F#+C = D7) und G ist die 4 oder in diesem Fall 11. Ein Gsus2/4 wäre ohne das F#, dafür mit einem A. Das A wäre nämlich von G aus die 2.
Hoffe das Rätsel löst sich hiermit für dich? Ich weiss nicht wie du von G-C-D-F# auf 1-2-4-5 kommst. Falls du mir das erklären kannst, könnte ich dir evtl noch mehr helfen.
Wo kann ich den Inhalt vom Link "https://klavierkrani.ch/vierklaenge-bestimmen-bilden/" als zB PDF beschaffen?
Lieber Heinz
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