1. Tonleiter: D-Moll, aber harmonisch
Erst die Tonleiter: Diese Übung ist in D-Moll. Die Leiter von D-Moll nutzt alle weissen Tasten, bis auf das B anstatt H. Die Vorzeichen sind gleich wie bei F-Dur. Wir sind im Quintenzirkel bei 11 Uhr.
Die Melodie nutzt hier aber eine Variation der Moll-Tonleiter, bei der die 7 erhöht ist. Der Ton C wird hier also zum Cis.
Die Tonleitern hängen von der Tonart ab und geben dir mehr Kontext und helfen dir, die richtigen Töne zu spielen.
2. Melodie für die rechte Hand
Jetzt spielen wir erst die Tonfolge, die aus 16 Tönen besteht. Achte auf den Fingersatz: die Hand verschiebt sich zweimal: einmal mit dem Daumenuntersatz (1 3) und einmal „rückt“ sie nach (1 2). Die Noten, die mit einem Bogen verbunden sind, spielst du alle ohne die Hand zu verschieben.
Vielleicht hast du schon gemerkt: die Melodie liegt sehr gut in der Hand und du kannst nach dem letzten Ton gleich wieder von vorne anfangen – einfach eine Oktave weiter unten. So verschiebt sich die Hand noch einmal mehr zwischen den beiden Takten, mit einem weiteren Daumenuntersatz (1 3).
Du kannst jetzt als Übung diese Melodie über die komplette Klaviatur spielen – fang bei einem Cis an ganz ganz oben und spiele so lange bis du beim tiefsten A landest. Der Abschluss klingt am besten wenn du mit den ersten 5 Tönen der Tonfolge aufhörst.
3. Welche Akkorde würden dazu passen?
So wie eine Tonart 7 Töne hat, passen zur Tonart auch nur 7 Dreiklänge – die nennt man Stufenakkorde. Es lohnt sich, diese zu studieren, bevor man anfängt, eine Begleitung zu bauen.
Die Töne der harmonischen Moll-Leiter laden für unsere Ohren meist den Akkord der fünften Stufe ein. Die fünfte Stufe in D-Moll ist der Akkord auf dem fünften Ton der Leiter – normalerweise ein A-Moll.
Aber in der harmonischen Leiter wird ja das C zum Cis hochversetzt. Damit wird der Am-Akkord zu einem A-Dur.
4. Wenn es nur ein Akkord wäre…
Wenn wir also nur einen Akkord nutzen dürfen, würde ich einen A-Dur-Dreiklang nehmen. Aber wir wollen eine Jazz-Übung und damit es jazziger klingt, wollen wir den Akkord erweitern und alterieren.
Die simpelste Erweiterung ist eine 7, die macht unseren A-Dur-Akkord zu einem sogenannten Septakkord A7.
Die einfachste Variante, einen alterierten („abgewandelten“) Akkord zu machen, ist die Quint nach oben zu versetzen. Die Quint ist der obere Ton im Dreiklang (beim A-Dur der Ton E). Beim Akkord der fünften Stufe in harmonisch Moll wird dieser Ton sehr oft nach oben versetzt, um noch mehr Spannung zu erzeugen. Der Ton E wird also zum F. Notiert wird so ein Akkord mit einem Plus („+“), damit klar ist, dass die Quint erhöht ist.
Jetzt haben wir einen „übermässigen Septakkord“ – einen 7er mit erhöhter Quint. In seiner Grundstellung klingt er aber nicht so schön… es sind zu viele Töne und zwischen F und G ist zu viel Reibung. In so einem Fall, kann man die Töne ein bisschen anders verteilen und unwichtige Töne weglassen. Bei einem 7+ ist genug Spannung zwischen F, G und Cis, so kann man den Ton A weglassen, ohne dass der Charakter verloren geht. Bei Septakkorden im Allgemeinen lässt man oft den Grundton weg.
Der Akkord ist gewissermassen „schräg“ – wir sind auch in einer Jazz-Übung – aber wenn man die Töne so auseinander „spreizt“, klingt er schon viel schöner.
Jetzt kannst du deinen Lauf in der rechten Hand mit diesem Akkord in der linken ersetzen, z.B. jeweils kurz auf den ersten Schlag angespielt:
5. Wenn es zwei Akkorde wären
Der Akkord auf der fünften Stufe will immer aufgelöst werden zur Stufe eins – das ist immer so, ob in Dur oder Moll. Es ist dieser „Quintfall„, den unsere Ohren so gut kennen.
Erste Stufe in D-Moll ist der gleichnamige D-Moll-Akkord. Wir erweitern diesen natürlich auch mit einer Septime, und nehmen dann auch gleich eine Umkehrung davon, die gut in der Hand liegt und nahe beim bisher gespielten A7+ – z.B. sodass der gemeinsame Ton F mit dem selben Finger angespielt werden kann.
Jetzt kannst du diese zwei Akkord abwechselnd für die Begleitung nutzen, zum Beispiel auf Schlag 1 wie bisher den A, und auf 2 jetzt neu den Dm.
Somit haben wir auch schon einen passenden Schlussakkord gefunden – auf Dm7 lässt sich wunderbar abschliessen, weil unsere Ohren als Abschlussakkord eines Lieds immer die erste Stufe erwarten.
Jetzt hast du eine schöne Abwechslung – A7+ baut eine Spannung auf, Dm7 ist die Auflösung.
6. Fortgeschrittene Variante mit vier Akkorden
Wenn du die Übung noch erweitern willst, kannst du zwei weitere Akkorde dazu nehmen. Der erste wird nur eine kleine Abwandlung des Dm sein – nämlich ein Dm6. Anstatt den Zusatzton C spielen wir einen Ton H. Der Ton H ist zwar fremd in unserer Tonart, aber du wirst gleich sehen, wie wir ihn trotzdem einbinden können.
Der andere Akkord wird Stufe zwei sein. Wir wollen nämlich eine klassische Jazz-Kadenz spielen, und die geht „zwei fünf eins“. Darauf bauen so gut wie alle Jazz-Lieder auf.
Auf Stufe zwei haben wir einen verminderten Akkord „E vermindert“, den wir noch – ganz unüberraschend – mit einer Septime erweitern.
Unsere Akkordfolge wird jetzt also zu A7+ Dm7 Dm6 Em7b5 – oder in Stufen-Schreibweise „fünf eins eins zwei“. Wir haben eine Variation des Klassikers „zwei fünf eins“ gebaut.
Warum diese Akkordfolge so gut funktioniert liegt unter anderem auch an der versteckten chromatischen Bewegung innerhalb der Akkorde: Kannst du den Abstieg erkennen? Der Ton Cis im ersten Akkord „fällt“ zum C im zweiten, zum H im dritten und zum B im vierten Akkord. Diese bewegung nennt man „chromatisch“ weil sich diese versteckte Melodie in Halbtonschritten abwärts bewegt. Ein solcher Abstieg „klebt“ die Akkordfolge noch mehr zusammen.
So kannst du jetzt z.B. die Melodie mit der vollständigen Jazz-Kadenz begleiten: Wir fügen die zwei neuen Akkorde hinzu, jeweils auf Schlag 3 und Schlag 4.
7. Mach diene eigene Variante
Du kannst die Melodie mehrmals spielen, pausieren, variieren. Oder die Begleitung anpassen, ausprobieren ob du die Akkorde länger oder kürzer oder in einer anderen Reihenfolge spielen magst. Wenn du die Melodie über die ganze Klaviatur spielst, musst du schauen, wie deine Hände an einander vorbei kommen und wenn du in die Tiefe gehst, musst du die Hände überkreuzen. Deine Kreativität ist gefragt – erfinde deine eigene Variante!